Begrenze dein Kind nicht,
auf deine Art zu lieben,
denn es wurde in einer anderen Zeit geboren.
Nach einem Rabbinischen Spruch
Für mich ist es immer wieder erstaunlich und erkenntnisreich wenn ich mich des Abends durch das Fernsehprogramm zappe. Gerade Reportagen über mehr oder weniger glückliche Familien und deren Werdegang im Lauf der Zeit haben es mir immer wieder angetan. Die perfekte psychologische Studie! Teilweise recht amüsant doch, wenn man sich das alles genauer betrachtet ein Trauerspiel.
Ja ich finde es wirklich traurig, wenn ich Familien sehe, die sich gegenseitig an Ketten legen ( vielleicht weil in meiner Familie das auch des öfteren vorkam ). Jeder ist doch ein eigenständiges Wesen, oder nicht?
Wir kommen auf die Welt, kriegen von all dem auf und ab, das um uns herum passiert augenscheinlich nichts mit.
Wenn´s so wäre, wäre es prima, aber nein, ein Säugling bekommt schon im Mutterleib mit wie die Stimmung 'da draussen' ist. Die Mutter reagiert auf etwas, schüttet dementsprechend Hormone aus, die dem Kind, sie sind ja mit der Nabelschnur verbunden, direkt zukommen. Diese Hormone wirken natürlich auch auf das Ungeborene. Negativ wie positiv. Streit oder Stress, Freude und Liebe in der Schwangerschaft sind somit also schon eine Prägung des Kindes.
Nun sind wir da, und werden gleich mal 'richtig erzogen'. Da kommt Oma, Opa, Tante, Onkel... und wollen alle sehen wie hübsch und niedlich wir doch geworden sind. "Ganz die Mutti!" oder "nein ganz der Vater!", dann " ach jetzt schreit es aber, hat bestimmt Hunger!", schon haben wir die Flasche im Mund und sind der Situation völlig ausgeliefert. All dieses Tamtam bekommen wir mit, es wird unterbewusst abgspeichert im Ordner "nicht gut". Positives natürlich auch, selbst wenn wir unsere Eltern mit positivem Verhalten bestochen haben. Brav gespielt ohne zu jammern ergibt ein neues Spielzeug. Diese Erfahrung bekommt natürlich auch ihren Ordner mit der Aufschrift "gut".
Im Laufe der Kindheit und Jugend haben wir unseren eigenen Aktenschrank und wissen ganz genau wo wir zu welchem Thema hin greifen müssen um die gewünschte Reaktion zu erreichen.
Und das ist genau der Knackpunkt - Die Gewünschte Reaktion. Wir werden so erzogen das wir zuerst dem Bild der Eltern entsprechen und dann, durch unserem Beruf, unserem Lebensweg, der Gesellschaft.
Du musst was sein, sonst bist du nichts. Gerade Eltern die selbst ihr Leben nicht so leben konnten wie sie es wollten schreiben das ihren Kindern auf die To Do Liste. Also am besten keine Pläne machen, lasse dich einfach planen, ist doch praktisch, muss man sich selber keinen Kopf machen. Vielleicht plant auch keiner dein Leben, dann kriegen sie ihres vielleicht auch nicht in den Griff oder erziehen dich frei.
Es ist praktisch egal ob wir nun förderlich erzogen wurden, also mit guten Absichten oder gar nicht, wir tragen Prägungen in uns die wir in alle Beziehungen: Partner, Kollegen, Freunde, Verwandte ( dort sowieso ) mitnehmen und leben.
Für uns sind diese Überzeugungen in Stein gemeißelt weil wir auch andere kennen bei denen es genauso aussieht. Wie oft habe ich den Spruch gehört: " Ich will es besser/anders machen wie meine Eltern!" Das setzt ja voraus das es auch anders geht, aber in den seltensten Fällen ist es dann auch so. Wir tragen unseren Rucksack durch´s Leben voll gepackt mit:
# Angst
# Skepsis
# Zorn
# Verletzlichkeit
# Hilflosigkeit
# Druck
# Anpassungsschwierigkeiten
oder
# Freude
# Kraft
# Entscheidungsfreiheit
# Hoffnung
# Liebe
# Vertrauen
Vielleicht ist auch von allem ein bisschen enthalten. Was trägst du mehr und fühlst du dich wohl damit? Ist wirklich alles in Stein gemeißelt und nicht zu ändern?
Egal aber was wir in unserem Rucksack tragen, unsere Eltern konnten uns nur geben was sie einmal von ihren Eltern bekommen haben. Wenn sie uns ein Leben in Angst eingeredet haben hatten sie selber Angst, sie konnten gar nicht anders.Schließe Frieden mit ihnen ( ich hab´s auch getan ). War ihr Leben von Liebe geprägt dann gaben sie es weiter, sie haben es so gelernt und konnten auch nicht anders. Danke ihnen dafür.
Jeder von ihnen hat es so gut gemacht wie er konnte, auch wenn wir das jetzt vielleicht noch etwas anders sehen. Wären sie nicht gewesen, wären wir nicht hier, nichts ist in Stein gemeißelt, wir können alles ändern. Wir sind eigenständige Wesen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen